Brief von meinem Opa an meine Oma 1943

Weil das Thema im #Fediverse gerade aufkam, habe ich den Brief mal rausgesucht und online gestellt.

Irgendwo an der Front, 05.09.1943

Liebe Mulle

Ich glaube ich habe jetzt alle Briefe und Zeitungen von Dir bekommen, heute kamen einer vom 27. und 28. Wie habt ihr den letzten Angriff überlebt? Seid Ihr schon auf der Wuhle? Habt Ihr den Wagen wegschaffen lassen? Die Angriffe werden noch größer, der Krieg geht seinem Ende entgegen, der Tommy will mit Gewalt Schluß machen, dieses Jahr fällt die Entscheidung. Er rückt uns immer näher auf den Pelz, Du weißt ja gar nicht wie hier die Stätte kaputt gemacht werden, man kann immer noch zufrieden sein, daß man noch lebt. Ich gebe Euch den Rat, zieht zur Wuhle raus und baut euch einen Splittergraben, der ist am sichersten. Raus müßt Ihr der Keller ist keine Sicherheit, wenn Du von draußen zur Arbeit fährst kannst Du nach Feierabend immer noch nachsehen ob alles in Ordnung ist. Ihr wißt nicht wie ein großer Angriff ist , sie legen eine ganze Stadt in Trümmer, denkt nicht immer, Euch trifft es nicht, sie waren immer noch nicht richtig da, dann regnet es Stahl und Eisen. Seid nicht so leichtsinnig, Ihr habt die Gelegenheit zum türmen, ich nicht. Ich kann erst wenn der Befehl kommt. Die Angriffe sind nicht so schlimm, die kann man aus dem Weg gehen, das schlimmste hier sind die Lightning Jäger, die überwachen hier alle Straßen und wenn man fährt schießen so 5-6 Stück aus allen Rohren im Tiefflug auf den wagen, sie schießen sogar auf Bauern mit Eselskarren. Die machen alle zur Sau.

Ich bin hier wieder mit Walter Kliesch zusammen auf Trupp 1 in der nähe einer großen zerstörten Stadt, es wohnt keine Seele mehr hier, alles ist kaputt, nur noch Trümmer, Trichter neben Trichter eine große tote Stadt. Die Moskitos stechen hier wie die verrückten, ich mache abends im Zimmer 20 Stück tot. Mehrere Kameraden liegen schon im Lazarett, Malaria, man kann nichts dagegen machen nur Atembrin Tabletten die wirken nicht immer, die gestochenen Stellen jucken wie verrückt. Die 4 Päckchen habe ich bekommen die anderen noch nicht. Wenn Du willst kannst Du Willi das Geld geben der Kaffee kostet 135,- Film 15,- Schnaps 25,- sind 175,- bekommt er also noch 425,- sollte ich noch was bekommen, dann lege ich es aus, wenn der Tommy noch kommt, werden wir ja noch weiter nach Norden gehen. Hast Du die 4 Paar Strümpfe bekommen? Es ist sogar möglich das wir nach Deutschland kommen, vielleicht Innsbruck. Ich schreibe ja dann, dann kannst du ja dein Winterurlaub da verbringen im Kriegsgebiet. Aber bis dahin wird ja der Krieg aus sein, hoffentlich kommen wir hier rechtzeitig weg.

Grüße alle recht schön

Muttern, den Alten, Anni und die Kinder
von Bobby

Diesen Brief schickte so mein Opa 1943 an meine Oma. Leider weiß ich nicht wo er da stationiert war, ich weiß nur das er Funker war und irgendwann 1943/1944 in Kriegsgefangenschaft gekommen ist und zwischen 1947/1948 wieder entlassen wurde. Ich habe ihn versucht so originalgetreu wie möglich abzutippen.